Eine Traube von Kindern, vorne ein Trainer. Er wählt ein Kind und stellt sich dahinter auf. Er wirft einen Ball von hinten über den Kopf des Kindes, das ihn mit beiden Händen auffängt. Einfach. Zweiter Teil: „Jetzt pass mal auf! Nimm es nicht persönlich, aber du wirst das nie schaffen. Und überhaupt bist du unfähig, ein großer Looser!“ Wieder ein Wurf. Der Ball fällt zu Boden. Teil drei: „Also das war richtig fies von mir. Ich nehme es zurück. Du schaffst das! Du bist schlau, stark und schnell! Du wirst den Ball auf jeden Fall fangen!“ Dritter Wurf – gefangen!
Was den Kindern als Experiment großen Spaß bereitet und dank einer extra Portion Liebe und Bestärkung keine bleibenden Spuren bei dem mutigen Freiwilligen im Versuch hinterlässt, zeigt wie Worte einen prägenden Einfluss auf Kinder in ihrer Entwicklung haben.
Unsere Präventionsprojekte in Lateinamerika verfolgen das Ziel, Kinder stark zu machen und ihnen ein gesundes Selbstwertgefühl zu vermitteln. Wie entscheidend dabei verbale Ermutigung ist, das zeigen die Geschichten aus unserem Präventions-Programm Punto.com in Lima, Peru.
„Du bist hübsch!“
meinte eine Mitarbeiterin des Präventionsprogramms in Lima zu Lucia. Das hatte vorher noch niemand zu ihr gesagt. Nun strahlt Lucia mit einem neuen Selbstwertgefühl.
„Super gemacht!“
Xavier drohte, mit extremen Verhaltensauffälligkeiten und Konzentrationsstörungen die Kindernachmittage im Punto.com zu sprengen. Er ärgerte die anderen Kinder oft. Statt zu schelten, entschieden die Mitarbeiter, mit Anerkennung sein gutes Verhalten zu stärken. Für jede noch so kleine Anstrengung und für jeden Lernerfolg wurde Xavier gelobt. Bereits nach wenigen Malen fiel es ihm leichter, Anweisungen zu befolgen und seine Aggressionen im Zaum zu halten. Er und die anderen Kinder können die Workshops nun ganz neu
genießen.
„Hast du manchmal Angst?“
Angst im Dunkeln oder Alpträume - im Punto.com werden auch Themen angesprochen, mit denen die Kinder zu kämpfen haben. In gemeinsamen Gesprächsrunden können sie darüber sprechen und – wenn sie mögen – für sich beten lassen. Auf diese Weise haben sehr viele Kinder ihre Ängste verloren.