Transformiert - Odyssee mit Happy End

Peru

Nieve (15) lebt in unserem Transformatorenhaus in Lima,

Peru. Sie hat trotz ihres jungen Alters eine schwere Geschichte, von der sie hier erzählt:

„Ich bin im Urwald Perus in einer sehr armen Familie geboren. Wir lebten zu fünfzehnt in einer Holzhütte und schliefen alle in einem Zimmer in zwei Betten. Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, wie wir alle in zwei Betten gepasst haben. Unsere Hütte war sehr einfach: ein Teil des Daches war mit Stroh abgedeckt und der Rest mit einem Wellblech. Wir hatten kein fließendes Wasser, keinen Strom und keine Türen. Meine Eltern trennten sich, als ich noch sehr klein war. Meine Mutter ist, ohne etwas zu sagen, mit ihrem neuen Freund in die Hauptstadt Lima „abgehauen“ und ließ mich bei einer Bekannten zurück. Als die Bekannte nicht mehr wusste, was sie mit mir machen sollte, kam ich in ein Heim. Als ich ca. sechs Jahre alt war, konnte ich zu meiner Mutter nach Lima; dort hatte sie eine neue Familie gegründet.

Mein Stiefvater war sehr gewalttätig mir gegenüber. Das führte dazu, dass meine Mutter sich wieder von ihm trennte. Das war aber lange nicht das Ende der Schläge. Meine Mutter arbeitete bis spät abends und ich musste warten, bis sie nach Hause kam, um ihr die Tür zu öffnen. Sie kam sehr oft betrunken heim und schlug mich mit dem Nächstbesten, das in Reichweite war – ein Gürtel, der Besen oder Schläuche.

Meine Lehrerin bemerkte, dass ich öfters mit blauen Flecken in die Schule kam. Als sie mich eines Morgens mit einer Platzwunde sah, verständigte sie das Jugendamt.

So kam ich in das zweite Kinderheim, das mehr wie ein Gefängnis war. Überall waren Polizisten und Gitter; es war zum Glück nur ein Übergangsheim. Danach kam ich in ein Kinderheim, das von Nonnen geleitet wurde. Da ich mich so schlecht verhielt, kam ich in das vierte Heim, in dem sehr viele Kinder lebten. Alle Mädchen schliefen in einem großen Schlafsaal. Wir mussten Uniformen tragen und wurden oft angebunden, damit wir nicht abhauen konnten. Eines Tages schaffte ich es, mit einigen älteren Mädchen wegzulaufen. Da wir Uniformen trugen, wurden wir aber sehr schnell gefunden. So kam ich in das fünfte Heim. Es war wieder ein Übergangsheim, und wieder war es eher ein Gefängnis.

Dann passierte etwas für mich Unerklärliches: Ich kam in mein sechstes Heim. Allerdings war das kein Heim, sondern mein erstes Zuhause. Im September 2015 wurde ich im Transformatorenhaus in Lima aufgenommen. Ich war sehr überrascht, dass es hier keine Gitter gab und dass wir zusammen in den Park zum Spielen gingen. Statt mit 50 oder 100 Kindern teilte ich nur noch mit einem Mädchen das Zimmer. Ich war plötzlich angenommen, wichtig und geliebt, obwohl ich mich sehr schlecht verhielt. Samstags ging ich zum Kinderprogramm in einer christlichen Gemeinde. Dort spielten wir; es wurde auch viel getanzt und wir machten coole Workshops. An einem Samstagnachmittag gab es ein Theaterstück, das von Gott, dem liebenden Vater, handelte. Das berührte mich so sehr, dass ich Gott als meinen Vater kennenlernen wollte. Ich sprach an dem Nachmittag zum ersten Mal ein Gebet. Seit diesem Gebet ist viel in meinem Leben passiert: Ich habe erlebt, dass Jesus mir vergeben hat, dass er mich frei gemacht hat von Bitterkeit und vielen anderen Sachen, und ich konnte meinen Eltern vergeben für alle Gewalt und dass sie mich verlassen haben. Ich habe endlich ein Zuhause und muss nicht mehr auf kleine Geschwister aufpassen, sondern darf selbst spielen und Spaß haben. Die Kinder und Mitarbeiter im Haus sind jetzt meine Familie, und zwar die Beste, die ich je hatte.

Inzwischen spiele ich schon ein paar Instrumente: Cajón, Schlagzeug, ein bisschen Gitarre und jetzt lerne ich auch Piano. Ich möchte später einmal Toningenieurin werden.“