Ein Gedenkstein und seine Geschichte

Drogenabhängige Weissrussland

Das hat es in Svetlagorsk bisher nicht gegeben: einen sichtbaren Ort des Gedenkens für die während der Shoah ermordeten Juden. Nun wurde auf Initiative unseres deutsch-weißrussischen Mitarbeiterteams...

....vor Ort ein Gedenkstein errichtet. Sie möchten so ihre historische Verantwortung öffentlich sichtbar machen.

 „Als wir 1996 zunächst als eine Gruppe Deutscher die Arbeit in Weißrussland aufnahmen, hätten wir nie gedacht, dass Hilfe für Drogenabhängige und Therapieformen so eng mit der Geschichte des Landes verknüpft sein könnten. Noch viel weniger hätten wir vermutet, dass auch unsere eigene Familiengeschichte damit zu tun hat“, sagt Babara Kleist aus Deutschland, leitende Mitarbeiterin des Drogen-Rehabilitationszentrums in Weißrussland. Sie hat sich mit dem Zweiten Weltkrieg und den Gräueltaten Deutscher in Weißrussland und der Rolle ihrer Familie in dieser Zeit beschäftigt.
Deutsche Einsatzgruppen in Weißrussland vernichteten während des Krieges jüdisches Leben und zerstörten mehr als 629 Dörfer. Zwischen 1941 und 1944 wurde jeder dritte Einwohner des Landes getötet. Unsere Mitarbeiter erfuhren von weißrussischen Kindern, die solange für Bluttransfusionen für deutsche Soldaten missbraucht wurden, bis sie daran starben.
„Angesichts unserer Geschichte als Deutsche ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen, indem wir über diese Geschichte sprechen – und dort, wo unsere eigenen Vorfahren involviert waren, auch dies zu thematisieren. Gleichzeitig bedeutet es, mit Therapieanboten Drogensüchtigen hier zu helfen, ein neues Leben aufzubauen. Ich empfinde es als ein großes Vorrecht, in diesem wunderschönen Land arbeiten und seinen Menschen dienen zu dürfen“, erklärt Barbara Kleist.

Heute stammt ein Großteil  der Mitarbeiter unseres Reha-Zentrums in Svetlagorsk aus Weißrussland. Einige von ihnen sind ehemalige Drogenabhängige und durch die Arbeit von TOS Dienste International e.V. frei von ihrer Sucht geworden. Sie führen nun ein stabiles Leben. „Für mich war entscheidend, dass ich gesehen und gelernt habe, was es heißt, für mein Leben die Verantwortung zu übernehmen“, erzählt Anja Chralowitsch, leitende Mitarbeiterin. In der Beschäftigung mit den Geschehnissen in Weißrussland zur Zeit des Zweiten Weltkriegs entstand im Team der Wunsch, das scheinbar vergessene Schicksal der ermordeten Juden ihrer Stadt durch einen Gedenkstein öffentlich sichtbar zu machen.
Dieser Gedenkstein wurde am 28. Februar auf dem heutigen Rathausplatz von Svetlagorsk eingeweiht. Dieser Ort ist der damalige Erschießungsplatz der gesamten jüdischen Bevölkerung eines kleinen benachbarten Dorfes. In politisch äußerst unruhigen Zeiten ist es keine Selbstverständlichkeit, dass so etwas genehmigt wird. Die einzige Auflage der Bezirksverwaltung war, dass die Plakette mit russischer und hebräischer Schrift groß genug sein sollte.