Reha - bringt das was?

Freiwilligendienste Drogenabhängige Weissrussland

So oder so ähnlich könnten die Reaktionen gewesen sein, als Sandra und Rebekka einen Jugendfreiwilligendienst im Drogenrehabilitationszentrum von TOS Dienste International e.V. in Weißrussland absolvierten und die Geschichten von Menschen kennenlernten, die dort eine Therapie machten. Sandra und Rebekka sprechen hier über gängige Vorbehalte gegenüber Drogenabhängigen:

Drogenabhängige sind doch selbst schuld an ihrer Sucht, oder?

Rebekka:

„Natürlich, mit Drogen anzufangen, war ihre eigene Entscheidung. Aber niemand ist eines Morgens aufgewacht und hat gedacht: ‚Heute fange ich mit Drogen an.‘ Es gibt eigentlich immer einen Auslöser, zum Beispiel Schicksalsschläge, Notlagen oder falsche Freunde. Ganz viele fangen bereits in sehr jungen Jahren an, Drogen zu nehmen. Oft kommen sie aus zerrütteten Familien. Sie haben kein soziales Auffangnetz oder jemanden, an den sie sich wenden oder der sie hätte schützen können. Und das fiese an der Sucht ist: man kommt allein nicht mehr raus.“

Bringt eine Drogen-Reha überhaupt etwas?

Sandra:

„Drogen machen natürlich körperlich süchtig. Das zerstört die Fähigkeit, ein normales Leben zu führen und Beziehungen aufzubauen. Für Rehabilitanden ist es deshalb erstmal eine Riesenaufgabe, allein körperlich von der Sucht frei zu werden. Wenn das gelingt, können sie lernen, ein geregeltes Leben zu führen und mit anderen gut umzugehen.“

Rebekka:

„Im Drogenrehazentrum in Svetlagorsk bekommen Süchtige eine zweite Chance – wer würde sich das nicht wünschen?!“

Sandra:

„Rehabilitanden werden dort – auch durch Gebet – frei von der körperlichen Abhängigkeit. Der Ansatz der anschließenden Therapie: einen täglichen Lebensstil von geregelten Abläufen trainieren und Verantwortung für das eigene Leben übernehmen.

Dabei erhalten die Rehabilitanden von den Mitarbeitern des Rehazentrums eine liebevolle Begleitung in der stationären Therapie und auch im Anschluss.“

Welche Erfolgschancen gibt es?

Sandra:

„In Deutschland schaffen es leider nur ca. 20%, die Sucht los zu werden. Die Quote im Rehabilitationszentrum von TOS Dienste International e.V. ist richtig gut. Sie liegt bei 70%. Mich hat begeistert, zu sehen, wie Süchtige ihr Leben komplett verändert haben und von Sucht frei wurden.“

Rebekka:

„Es war spannend zu sehen, wie das Leben von Menschen in so kurzer Zeit stark verändert wurde und sie wieder neue Hoffnung, Freunde und eine Zukunftsperspektive bekommen haben.“

Würdet ihr einen Freiwilligendienst in einer Drogen-Reha empfehlen?

Sandra:
„Auf jeden Fall! Hinter jedem Drogenabhängigen steht ein Mensch, der total liebenswürdig ist. Die Rehabilitanden haben uns total nett aufgenommen und ich konnte ich total viel von ihnen lernen.
Ich wurde selber verändert und haben tolle Freundschaften gewonnen.“

 

Interesse an einem Freiwilligendienst?
Bei einem Freiwilligendienst im Reha-Zentrum in Svetlagorsk arbeitet man mit Drogenabhängigen der nahe gelegenen Städte. 1997 wurde dort ein Reha-Zentrum mit Erst-Kontakt-Stelle und Nachsorge-Einrichtungen eröffnet. Die Erst-Kontaktstelle befindet sich in Svetlagorsk und bietet den Abhängigen Gelegenheit in ambulanter Therapie eine Entscheidung für oder gegen eine stationäre Reha zu treffen. Das Reha-Zentrum bietet stationäre, 12-monatige Therapie auf dem Land in Ostrovcizi an, die durch Nachsorge-Wohngemeinschaften in Svetlagorsk ergänzt werden. Das Reha-Zentrum hat eine Kapazität für 15 Rehabilitanden. Die Freiwilligen unterstützen die bestehenden Arbeitszweige als zusätzliche Personen. Das könnten z.B. Tätigkeiten sein wie, die Begleitung der Mitarbeiter bei Besuchsdiensten, Unterstützung der Rehabilitanden beim Einüben von Aufgaben des täglichen Bedarfs oder Mitarbeit in den Arbeitszweigen der Arbeitstherapie wie Reparatur- oder Renovierungsarbeiten im und am Haus, der Landwirtschaft oder der Hauswirtschaft.

Bei einem Aufenthalt von mindesten sechs Monaten, einem Wohnsitz in Deutschland und einem Alter zwischen 18-26 Jahren wird Dein Einsatz vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Damit erhält man Kost & Logis, Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung für das Ausland, ein kleines Taschengeld, Fortführung der Kindergeldzahlungen, eine Anerkennung des Einsatzes als Berufsorientierung und pädagogische Begleitung vor, während und nach dem Einsatz.