Alltag im Kinderhaus - und doch ist alles anders

Peru

Der Wecker klingelt morgens um 6 Uhr. Trotz der frühen Stunde ist sofort Leben im Transformatorenhaus in Lima, Peru. David und Doris springen aus dem Bett. Sie können es kaum erwarten, nach dem Duschen ihre neue Schuluniform anzuziehen. Sie wohnen erst seit vier Wochen im Trafo-Haus und gehen zum ersten Mal in ihrem Leben zur Schule. Alles daran ist aufregend und interessant.

Nach dem Frühstück beten die Mitarbeiter für einen guten Schultag und bringen die Gruppe von 14 Kindern zur Schule. Es sind nur 10 Minuten Fußweg, aber sie müssen die Panamericana überqueren, eine stark befahrene Straße, die sich durch ganz Südamerika zieht und auch Lima kreuzt. Um 14 Uhr werden die Kinder wieder abgeholt. Dabei gibt es meistens etwas mit den Lehrern zu besprechen, denn nicht allen Kindern fällt es leicht, in der Schule still zu sitzen. Josué hat sich mit einem anderen Jungen geprügelt, Alexis kann sich nicht konzentrieren. Ehemalige Straßenkinder haben meist sehr viel aufzuholen.

Nach dem Mittagessen gibt es eine kurze Pause und dann werden Schularbeiten gemacht. Wer schnell fertig ist, kann spielen gehen. Josué fährt gerne Fahrrad. Emiliano fährt Skateboard und Carlos spielt am liebsten mit seinem neuen Kreisel. Nery übt Cajón und hofft, dass sie bald ein richtiges Schlagzeug bekommt. Viel zu schnell kommt da das Abendessen. Zum Glück dürfen die Älteren danach noch etwas wach bleiben. Nachdem sie geholfen haben, die Küche aufzuräumen, schauen sie einen Film oder können an Freizeitangeboten für Jugendliche teilnehmen.

Doch im Moment ist alles anders. Wegen des Coronavirus sind alle Bildungseinrichtungen geschlossen. Auch der Englischkurs und das Fußballtraining sind abgesagt. Es herrscht Ausgangssperre. Die morgendliche Haus-Schule ist eine Notlösung – richtige Schule fänden die Kinder natürlich viel toller. Die Freunde fehlen; die Kleinen nerven, meinen die Großen. Die Mitarbeiter machen das Beste aus der Situation. Nachmittags suchen sie immer nach einer guten Idee, um den Kindern etwas Besonderes zu bieten. Ausgangssperre heißt auch, dass nun ein Mitarbeiter allein den Einkauf für das ganze Trafo-Haus, also für 25 Personen, machen muss. Es sind besondere Zeiten und alle hoffen, dass die Ausgangssperre bald aufgehoben wird. Denken Sie in dieser besonderen Zeit an uns und lassen Sie die Mitarbeiter wissen, dass Sie mit ihnen stehen.